Und Sie meinen, Sie schaffen das?“ Sarah Matton kennt die besorgte Frage und antwortet dann beherzt: „Ich habe Kraft und vor allem die richtige Technik.“ Und eine große Portion Humor, Begeisterung und Gelassenheit hat sie auch. Die junge Frau ist zwar zierlich, aber tough: „Wenn ich einen kräftigen Bewohner aus dem Bett heben will, fragt er schon mal besorgt, ob ich das wirklich schaffe. Aber dafür brauche ich keine Muskeln, sondern die richtigen Griffe. Klar ist die Arbeit in der Pflege auch körperlich fordernd, aber wenn es mal nicht geht, helfen mir die Kollegen.“
Die 23-Jährige ist gerade im zweiten Ausbildungsjahr zur examinierten Pflegefachkraft und ist mit Kopf und Herz dabei. Sie arbeitet auf dem Wohnbereich Eins im KATHARINENHOF AN DER MÜHLENAU und erzählt: „Bei mir hat es Boom gemacht – und ich habe genau den richtigen Beruf für mich gefunden.“ Für sie stand immer fest, dass sie entweder als Arzthelferin oder in der Altenpflege arbeiten will. Doch als ausgebildete Arzthelferin fehlte Sarah der nähere Kontakt zu den Patienten: „Denn nur Rezepte ausstellen reichte mir nicht.“
Sie erinnerte sich an ihren zweiten Berufswunsch, begann zu recherchieren, bewarb sich bei verschiedenen Senioreneinrichtungen und führte mehrere Vorstellungsgespräche.
„Erst im KATHARINENHOF AN DER MÜHLENAU hatte ich ein wirklich gutes Gefühl und blieb drei Wochen für ein Praktikum.“ Und an diesem Punkt ihrer Erzählung fangen ihre Augen an zu leuchten. Man spürt, dass die junge Frau in ihrem Beruf voll und ganz aufgeht. „Hier fühlte ich mich direkt wohl, konnte den alten Menschen Zeit und Aufmerksamkeit schenken und obendrein echte medizinische Hilfe leisten. Genau das habe ich gesucht.“ Sarah kam, sammelte als Praktikantin Eindrücke, machte sich ein eigenes Bild von der Altenpflege und entschied sich für eine zweite Berufsausbildung: zur examinierten Pflegefachkraft. Bis die Ausbildung begann, überbrückte sie ein halbes Jahr als Pflegehelferin und konnte in dieser Zeit schon viel lernen. Fragt man Sarah, was ihr mehr liegt, Schule oder Betrieb, Theorie oder Praxis, antwortet sie gelassen: „Beides! Denn das, was ich in der Schule gerade erst gelernt habe, kann ich gleich im Ausbildungsbetrieb anwenden. Und die Bewohner machen gerne mit, wenn ich etwas Neues ausprobiere, wie zum Beispiel eine Atem stimulierende Einreibung.“
Das Wichtigste, so erklärt die Auszubildende, ist die Kommunikation. „Ich unterhalte mich gerne mit den Bewohnern und sie erzählen mir oft von früher. Aber mit den alten Menschen werden irgendwann auch die alten Geschichten sterben. Das finde ich traurig, denn ich glaube, dass wir viel von ihnen lernen können. Einmal sagte eine alte Dame zu mir: ‚Lebe dein Leben, wie du es gerne leben möchtest.‘ Das sind dann immer die schönsten Momente. Und natürlich, wenn wir gemeinsam lachen können.“
Bereits in ihrer Ausbildung arbeitet Sarah in drei Schichten. Ist sie zur Frühschicht eingeteilt, klingelt ihr Wecker schon um vier Uhr morgens. Dann fährt sie mit der Bahn eine Stunde durch Hamburg und ist zum Dienstbeginn um sechs Uhr in der Residenz. „Das macht mir nichts mehr aus. Klar, die Schichten waren anfangs eine Herausforderung, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt.“ Zur Schule fährt sie mit dem Bus nur zehn Minuten und muss an manchen Tagen nach dem Unterricht für Klausuren büffeln. „Das Lernen fällt mir nicht so schwer, weil ich aus meiner ersten Ausbildung bereits ein Grundwissen habe, heute vieles besser verstehe und vertiefen kann.“ Die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft dauert drei Jahre. In der Berufsschule gibt es Blockunterricht und keine Fächer, sondern sogenannte Lernfelder. „Gerade haben wir das Lernfeld Krankheitsbilder. Das ist sehr spannend, denn es geht um Diabetes, Demenz, Alzheimer und Parkinson“, erzählt Sarah. Neben den medizinischen Themen sind auch Nähe und Distanz zu Bewohnern, die eigene Gesundheit und rechtliche Hintergründe wichtig. In der Praxis wird ein guter Umgang vermittelt, um auch mit Tabuthemen wie Scham, Ekel oder dem Tod gut und professionell umzugehen. Sarah hat schnell für sich einen Weg gefunden, um mit mehr Leichtigkeit und einer Portion Gelassenheit auch diese Dinge zu meistern.
Als angehende Pflegefachkraft, die bald ihr Examen in der Tasche haben wird, bedauert Sarah, dass der Pflegeberuf in der Gesellschaft nicht anerkannt ist: „Wir tragen in der Pflege so viel Verantwortung und sind psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt. Und trotzdem: Jeder Tag in meinem Beruf ist toll und ich bin froh, dass ich meinen Traumberuf und den Arbeitsplatz gefunden habe, der zu mir passt. Ein ‚perfect match‘, würde ich sagen!“
Von der Arzthelferin zur Praktikantin in der Altenpflege, von der Pflegehelferin zur Auszubildenden – Sarah Matton blickt zufrieden zurück und kann sich keine andere Arbeit mehr vorstellen. „Der Pflegeberuf ist so wertvoll und wichtig und es gibt unglaublich viele Weiterbildungsmöglichkeiten. Und wer Vorurteile hat, sollte wie ich ein Praktikum machen. Viele werden danach die Altenpflege mit anderen Augen sehen, wertschätzen und anerkennen. Davon bin ich überzeugt.